Archive for the ‘Oasis’ Category

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Es ist so schön, dass du da bist, Noel

15. Oktober 2011

Dieser Satz ging mir tatsächlich während des ersten Hörens von „Noel Gallagher’s High Flying Birds“ durch den Kopf. Auch dieses Mal habe ich den Release zelebriert, wie es sich gehört. Ich kann bei jedem einzelnen Oasis Album seit Be Here Now noch genau sagen wann und wo ich es gekauft habe. Das gilt nun auch für Noels erstes Soloalbum, aber interessanterweise nicht für den Erstling der Residualoasisband Beady Eye. Das hab ich wohl direkt wieder verdrängt. Wenn das mal kein Zeichen ist…

Aber kommen wir zurück zum cleveren der Gallagher Brüder: Da es bei mir und Noel Gallagher keine Objektivität geben kann, werde ich mich auch gar nicht erst um solche bemühen, sondern ihm direkt die Arbeit abnehmen und verkünden, dass es sich bei diesem gelungenen Werk um das beste Album seit „Be Here Now“ handelt. Und das hat gleich zwei Gründe: Zum einen liebe ich dieses von den Kritikern vollkommen zu Unrecht verrissene Album wirklich über alles und zum anderen macht Noel meiner Meinung nach da weiter, wo er nach „Be Here Now“ aufgehört hat.

Die Songs sind opulenter produziert als man es von den neueren Oasis Alben gewohnt ist und die 4 Minuten Marke wird in schöner Regelmäßigkeit gerissen. Trotz des langen Entstehungszeitraums ist es ein rundes Album geworden. Gleich der Opener verspricht Großes. „Everybody’s On The Run“ ist eine orchestrale Hymne wie zu den ganz großen Zeiten des Britpop. Ebenso ein Hit ist die dritte Single „If I Had A Gun“. Und bei „(I Wanna Live In A Dream In My) Record Machine“ musste ich unweigerlich an „Wonderwall“ denken. Diese Songs, die ja schon seit Jahren als Demo-Versionen in Fankreisen kursieren, lassen erahnen, wie die letzten Oasis Alben hätten werden können, wenn Noel sich selbst einfach mal hätte machen lassen.

Die Songs sind allesamt in ruhigem Tempo gehalten. Hier schlägt einem keine Rockstar Attitüde ins Gesicht, wie es auf dem Beady Eye Album der Fall ist. Die zweite Single „AKA… What A Life“ sticht da durch ein sehr treibendes Piano etwas heraus und bildet so den Gegenpart zu „The Death Of You And Me“, das insgesamt sehr schwer wirkt und bei dem man förmlich die drückende Hitze eines Sommertages spüren kann. Für mich ist es eine rundum gelungene Platte geworden, die einige neue Facetten enthält, ohne zu experimentell zu werden. Das kann man ja anscheinend vom für nächstes Jahr angekündigten Nachfolgealbum erwarten.

Die ketzerische Frage, die sich nun stellt, ist: Wie hätte ein neues Oasis Album wohl ausgesehen? Meine Antwort: Im optimalen Fall so wie das Solo-Album von Noel, wobei „(Stranded On) The Wrong Beach“  und „Soldier Boys And Jesus Freaks“ b-Seiten geworden wären und durch „Four Letter Word“ und „The Roller“ ersetzt würden. Und „Dream On“ hätte wohl besser Liam gesungen.

Was sich interessanterweise beide Gallagher Brüder nicht verkneifen konnten ist, den letzten Albensong mit Meeresrauschen einzuläuten bzw. zu unterlegen. Das hat ja auf ihrem Hitalbum „(What’s The Story) Morning Glory“ auch schonmal so gut funktioniert. Allerdings kommt weder Beady Eyes „Morning Son“, noch Noels seit fast 10 Jahren als Meisterwerk angekündigtes „Stop The Clocks“ an „Champagne Supernova“ heran. Nichtmal ansatzweise. Und das muss vielleicht auch so sein… „because we need each other“.

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Beady Eye und die Geschichte von der Zauberflöte

12. Oktober 2011

Beady Eye in München – klare Sache, dass ich da dabei bin. Das sind schließlich quasi Oasis ohne Noel. Und da ich ja extra zum ersten Deutschland Konzert nach Köln gefahren war, ist es natürlich vollkommen klar, dass ich dabei bin, wenn Liam fast vor meiner Haustür spielt.
Für mich ist es immer eine Riesensache Liam oder Noel live zu sehen. Am besten natürlich zusammen. Aber auch einzeln üben sie auf mich eine gewisse Faszination aus. Allerdings beginnt der Putz langsam zu bröckeln. Nach dem Konzert in Köln war noch alles in Ordnung. Ich hatte gut Spaß. Die Oasis Songs haben gefehlt, aber das wurde durch die Euphorie der nahezu vollständig angereisten Liam-Fan-Fraktion ausgeglichen (Die äteren erinnern sich vielleicht an meinen Gastbeitrag dazu, der sich hier finden lässt). Dann war da noch die live Übertragung ihres Headliner Konzertes auf dem Melt!-Festival. Das weckte Erinnerungen an 2009, als an gleicher Stelle das Oasis Konzert übertragen wurde. Ein großer Spaß mit vielen Leuten parallel im live Chat und dem Gefühl selbst bei einem großartigen Auftritt dabei gewesen zu sein. Das war 2009 und Oasis. 2011 sieht die Sache mit Beady Eye leider etwas anders aus. Das Publikum gelangweilt, genauso wie ich vor meinem Rechner. Und im Chat fallen Sätze wie „Der Song kommt irgendwie nicht aus dem Arsch.“ „Hier fehlt der Drive.“ und „Meine Güte, ist das Publikum lahm.“ Das tat mir in der Seele weh, aber man war ja auch nicht dabei. Live ist das natürlich was anderes…

Und nun war ich am Montag bei meinem ersten wirklich normalen Beady Eye Konzert. Ich hab mich wirklich drauf gefreut und mich auf die oasisübliche Keilerei in den vorderen Reihen eingestellt. Das war allerdings vollkommen umsonst. Bis auf ein paar wenige Leute vorne in der Mitte, ging das Publikum in der lange nicht ausverkauften Tonhalle so gut wie gar nicht mit. Das ist vor allem bei Songs wie „Four Letter Word“ wirklich sehr schade. Wenn nichtmal dieser wirklich gelungene Song funktioniert, lässt das ganz Schlimmes erahnen. Die Band hielt sich dennoch wacker und die stimmliche Leistung von Liam war durchaus akzeptabel (was nicht selbstverständlich ist).

Dann allerdings passierte es: Während der B-Seite „Two Of A Kind“ schaute ich mir Liam genauer an und hatte folgenden Gedanken: „Mensch, Liam ist echt ganz schön alt geworden.“ Das ist etwas, das aus 3 Gründen bei einem Oasis Konzert nie passiert wäre.
1. Ich wäre zu beschäftigt gewesen mitzugröhlen um mir über so einen Quatsch Gedanken zu machen.
2. Ich wäre nicht nah genug ran gekommen um das beurteilen zu können.
3. Wenn ich nah genug rangekommen wäre, hätte dieser Zustand ca. 3 Sekunden angedauert bevor mir ein verrückter Engländer mit Noel-Gallagher-Gedächtnisfrisur eine mit seinem Ellenbogen übergebraten hätte.

Und so kann ich den Zeitpunkt recht genau beziffern: am 10.10.2011 um ca. 22:55 Uhr ging für mich der Zauber von Liam Gallagher flöten.

Ich konnte mich noch ein paar Minuten retten, da direkt darauf meine beiden Highlights des Albums folgten. Das verspielte „For Anyone“ und die beatleeske Hymne „The Roller„. Danach begann aber auch ich mich zu langweilen. Das Ende des Konzertes schaute ich mir nur noch von hinten an und kam nicht umhin mir zu überlegen, was Beady Eye nun eigentlich von ihrer Vorband The Moons unterschied. Das war nicht viel, außer, dass sich The Moons offensichtlich noch nicht entschieden hatten, ob sie lieber den 60ern oder den 70ern entsprungen sein wollten, wobei bei Beady Eye die Einflüsse ganz klar bei Beatles & Stones liegen.

Insgesamt war es nett. Und mal ehrlich: Wenn Liam Gallagher auf der Bühne steht, ist „nett“ ungefähr das letzte Wort, dass man hören möchte.
Ich will mir die Erinnerungen an Oasis nicht kaputt machen. Deswegen: Liam live erst wieder, wenn es eine Oasis Reunion gibt. In Zukunft spar ich mir bei Beady Eye das ganze Vorgeplänkel und geh direkt zur After Show Party. Obwohl das auch nicht immer eine gute Idee ist, denn ich habe am Montag schmerzlich lernen müssen, dass die Tatsache, dass man der große Bruder von Liam und Noel ist, einen nicht automatisch zu einem guten DJ macht.

Beady Eye in München  – in Zukunft wohl ohne mich.

Am Freitag erscheint das erste Soloalbum von Noel Gallagher. Ich bin sehr gespannt darauf und hoffe, dass er das fortsetzen kann, was er bei Oasis begonnen hat. Denn machen wir uns nichts vor: Noel war schon immer der begabtere Musiker. Und die Ankündigung, dass er live auch alte Oasis Songs spielen würde, lassen die Vorfreude auf das erste Deutschlandkonzert noch mehr wachsen. Das wird übrigens in Köln sein. Und ich werde extra anreisen. Hoffen wir, dass sich dort die Geschichte nicht wiederholt…

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Wer braucht schon die Gallaghers?

18. März 2011

„Für ein richtig gutes Oasis Konzert brauche ich die Gallaghers gar nicht. Sperrt mich in einen Raum mit 500 Oasis Fans und einer Stereo- Anlage und ich werde den Spaß meines Lebens haben.“

Ich hätte mir wirklich nicht träumen lassen, dass ich diesem Ausspruch, den ich 2009 kurz vor der Oasis Trennung getätigt habe, mal so nah kommen würde. Aber am vergangenen Montag war es endlich soweit.

Beady Eye, also das, was ohne Noel von Oasis übriggeblieben ist, spielten ihr erstes Konzert in Deutschland. Und so versammelte sich ein großer Teil der Oasis Gemeinde, um König Liam zu huldigen. (Meine Review dazu ist nachzulesen auf dem Blog Cigarettes In Hell) Für mich, als bekennenden Anhänger der Noel-Fraktion, war dieser Auftritt aber zugegebenermaßen eher der Support-Act für das eigentliche Highlight: Die Aftershowparty im Rose Club. Angekündigt als „Beady Eye/Oasis Party“ war mir sofort klar, dass es sich dabei nur um eine, dem eigentlichen Ereignis nicht gerecht werdende, Umschreibung für „die Party des Jahres“ handelte. Nachdem ich mir das unvermeidliche T-Shirt gesichert hatte, machte ich mich auf den Weg zur Party. Glücklicherweise war ich so clever mir ein Erkennungszeichen zuzulegen: Einen Pretty Green Jute-Beutel, den ich letztes Jahr im Flagship Store in London erbeutet hatte. So wurde ich unterwegs von einer Gruppe eigens angereister Schweden, von denen 50% aussahen wie Liam Gallagher, aufgegabelt, die diese Tasche unschlagbar cool fanden 😉

Was mich und meine neuen schwedischen Freunde dann im Rose Club erwarten sollte, war nicht weniger als das beste Oasis Konzert aller Zeiten. Und das ganz ohne die Typen von Oasis… Ab ca. 1 Uhr begann der DJ nahezu ausschließlich Oasis Songs zu spielen, zwischendrin unterbrochen durch Kasbian und Konsorten. Wann hat man das schon mal? Man kann zwischendurch aufs Klo gehen, fremden Leuten in die Arme fallen, die fast alle einen weiten Weg auf sich genommen haben um eine kleine Erinnerung an alte Oasis-Zeiten zu erleben, und vor allem: Es kommen endlich auch mal die auf Konzerten sonst so stiefmütterlich behandelten „Be Here Now“ Songs. Endlich mal ungehemmt laut „D’You Know What I Mean“ mitbrüllen, die wunderbare B-Seite „Stay Young“ inbrünstig interpretieren und nichtmal das vollkommen unterschätzte „I Hope, I Think, I Know“ aussparen.

Nach der Beady Eye Hymne „The Roller“ verließ ich erschöpft, aber glücklich die Party um nach drei Stunden Schlaf meinen Flieger nicht zu verpassen. Besser konnte es nicht mehr werden. Es waren zwar nicht ganz 500 Leute, aber dafür war die Anlage auch besser, als die beschriebene Stereo-Anlage 😉

„I’ll take you somewhere you never knew you’d be
I’ll give you something you never knew you’d feel
The only thing is, everything is real tonight, tonight, tonight“
– Beady Eye, The Roller

Unterhaltung des Abends (zwischen mir und einem der Schweden):
„Where is your beer?“
„I’ve just finished it“
„That’s not an excuse. You’ve got a Pretty Green bag: Where is your beer?“