Dieser Satz ging mir tatsächlich während des ersten Hörens von „Noel Gallagher’s High Flying Birds“ durch den Kopf. Auch dieses Mal habe ich den Release zelebriert, wie es sich gehört. Ich kann bei jedem einzelnen Oasis Album seit Be Here Now noch genau sagen wann und wo ich es gekauft habe. Das gilt nun auch für Noels erstes Soloalbum, aber interessanterweise nicht für den Erstling der Residualoasisband Beady Eye. Das hab ich wohl direkt wieder verdrängt. Wenn das mal kein Zeichen ist…
Aber kommen wir zurück zum cleveren der Gallagher Brüder: Da es bei mir und Noel Gallagher keine Objektivität geben kann, werde ich mich auch gar nicht erst um solche bemühen, sondern ihm direkt die Arbeit abnehmen und verkünden, dass es sich bei diesem gelungenen Werk um das beste Album seit „Be Here Now“ handelt. Und das hat gleich zwei Gründe: Zum einen liebe ich dieses von den Kritikern vollkommen zu Unrecht verrissene Album wirklich über alles und zum anderen macht Noel meiner Meinung nach da weiter, wo er nach „Be Here Now“ aufgehört hat.
Die Songs sind opulenter produziert als man es von den neueren Oasis Alben gewohnt ist und die 4 Minuten Marke wird in schöner Regelmäßigkeit gerissen. Trotz des langen Entstehungszeitraums ist es ein rundes Album geworden. Gleich der Opener verspricht Großes. „Everybody’s On The Run“ ist eine orchestrale Hymne wie zu den ganz großen Zeiten des Britpop. Ebenso ein Hit ist die dritte Single „If I Had A Gun“. Und bei „(I Wanna Live In A Dream In My) Record Machine“ musste ich unweigerlich an „Wonderwall“ denken. Diese Songs, die ja schon seit Jahren als Demo-Versionen in Fankreisen kursieren, lassen erahnen, wie die letzten Oasis Alben hätten werden können, wenn Noel sich selbst einfach mal hätte machen lassen.
Die Songs sind allesamt in ruhigem Tempo gehalten. Hier schlägt einem keine Rockstar Attitüde ins Gesicht, wie es auf dem Beady Eye Album der Fall ist. Die zweite Single „AKA… What A Life“ sticht da durch ein sehr treibendes Piano etwas heraus und bildet so den Gegenpart zu „The Death Of You And Me“, das insgesamt sehr schwer wirkt und bei dem man förmlich die drückende Hitze eines Sommertages spüren kann. Für mich ist es eine rundum gelungene Platte geworden, die einige neue Facetten enthält, ohne zu experimentell zu werden. Das kann man ja anscheinend vom für nächstes Jahr angekündigten Nachfolgealbum erwarten.
Die ketzerische Frage, die sich nun stellt, ist: Wie hätte ein neues Oasis Album wohl ausgesehen? Meine Antwort: Im optimalen Fall so wie das Solo-Album von Noel, wobei „(Stranded On) The Wrong Beach“ und „Soldier Boys And Jesus Freaks“ b-Seiten geworden wären und durch „Four Letter Word“ und „The Roller“ ersetzt würden. Und „Dream On“ hätte wohl besser Liam gesungen.
Was sich interessanterweise beide Gallagher Brüder nicht verkneifen konnten ist, den letzten Albensong mit Meeresrauschen einzuläuten bzw. zu unterlegen. Das hat ja auf ihrem Hitalbum „(What’s The Story) Morning Glory“ auch schonmal so gut funktioniert. Allerdings kommt weder Beady Eyes „Morning Son“, noch Noels seit fast 10 Jahren als Meisterwerk angekündigtes „Stop The Clocks“ an „Champagne Supernova“ heran. Nichtmal ansatzweise. Und das muss vielleicht auch so sein… „because we need each other“.