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Beady Eye und die Geschichte von der Zauberflöte

12. Oktober 2011

Beady Eye in München – klare Sache, dass ich da dabei bin. Das sind schließlich quasi Oasis ohne Noel. Und da ich ja extra zum ersten Deutschland Konzert nach Köln gefahren war, ist es natürlich vollkommen klar, dass ich dabei bin, wenn Liam fast vor meiner Haustür spielt.
Für mich ist es immer eine Riesensache Liam oder Noel live zu sehen. Am besten natürlich zusammen. Aber auch einzeln üben sie auf mich eine gewisse Faszination aus. Allerdings beginnt der Putz langsam zu bröckeln. Nach dem Konzert in Köln war noch alles in Ordnung. Ich hatte gut Spaß. Die Oasis Songs haben gefehlt, aber das wurde durch die Euphorie der nahezu vollständig angereisten Liam-Fan-Fraktion ausgeglichen (Die äteren erinnern sich vielleicht an meinen Gastbeitrag dazu, der sich hier finden lässt). Dann war da noch die live Übertragung ihres Headliner Konzertes auf dem Melt!-Festival. Das weckte Erinnerungen an 2009, als an gleicher Stelle das Oasis Konzert übertragen wurde. Ein großer Spaß mit vielen Leuten parallel im live Chat und dem Gefühl selbst bei einem großartigen Auftritt dabei gewesen zu sein. Das war 2009 und Oasis. 2011 sieht die Sache mit Beady Eye leider etwas anders aus. Das Publikum gelangweilt, genauso wie ich vor meinem Rechner. Und im Chat fallen Sätze wie „Der Song kommt irgendwie nicht aus dem Arsch.“ „Hier fehlt der Drive.“ und „Meine Güte, ist das Publikum lahm.“ Das tat mir in der Seele weh, aber man war ja auch nicht dabei. Live ist das natürlich was anderes…

Und nun war ich am Montag bei meinem ersten wirklich normalen Beady Eye Konzert. Ich hab mich wirklich drauf gefreut und mich auf die oasisübliche Keilerei in den vorderen Reihen eingestellt. Das war allerdings vollkommen umsonst. Bis auf ein paar wenige Leute vorne in der Mitte, ging das Publikum in der lange nicht ausverkauften Tonhalle so gut wie gar nicht mit. Das ist vor allem bei Songs wie „Four Letter Word“ wirklich sehr schade. Wenn nichtmal dieser wirklich gelungene Song funktioniert, lässt das ganz Schlimmes erahnen. Die Band hielt sich dennoch wacker und die stimmliche Leistung von Liam war durchaus akzeptabel (was nicht selbstverständlich ist).

Dann allerdings passierte es: Während der B-Seite „Two Of A Kind“ schaute ich mir Liam genauer an und hatte folgenden Gedanken: „Mensch, Liam ist echt ganz schön alt geworden.“ Das ist etwas, das aus 3 Gründen bei einem Oasis Konzert nie passiert wäre.
1. Ich wäre zu beschäftigt gewesen mitzugröhlen um mir über so einen Quatsch Gedanken zu machen.
2. Ich wäre nicht nah genug ran gekommen um das beurteilen zu können.
3. Wenn ich nah genug rangekommen wäre, hätte dieser Zustand ca. 3 Sekunden angedauert bevor mir ein verrückter Engländer mit Noel-Gallagher-Gedächtnisfrisur eine mit seinem Ellenbogen übergebraten hätte.

Und so kann ich den Zeitpunkt recht genau beziffern: am 10.10.2011 um ca. 22:55 Uhr ging für mich der Zauber von Liam Gallagher flöten.

Ich konnte mich noch ein paar Minuten retten, da direkt darauf meine beiden Highlights des Albums folgten. Das verspielte „For Anyone“ und die beatleeske Hymne „The Roller„. Danach begann aber auch ich mich zu langweilen. Das Ende des Konzertes schaute ich mir nur noch von hinten an und kam nicht umhin mir zu überlegen, was Beady Eye nun eigentlich von ihrer Vorband The Moons unterschied. Das war nicht viel, außer, dass sich The Moons offensichtlich noch nicht entschieden hatten, ob sie lieber den 60ern oder den 70ern entsprungen sein wollten, wobei bei Beady Eye die Einflüsse ganz klar bei Beatles & Stones liegen.

Insgesamt war es nett. Und mal ehrlich: Wenn Liam Gallagher auf der Bühne steht, ist „nett“ ungefähr das letzte Wort, dass man hören möchte.
Ich will mir die Erinnerungen an Oasis nicht kaputt machen. Deswegen: Liam live erst wieder, wenn es eine Oasis Reunion gibt. In Zukunft spar ich mir bei Beady Eye das ganze Vorgeplänkel und geh direkt zur After Show Party. Obwohl das auch nicht immer eine gute Idee ist, denn ich habe am Montag schmerzlich lernen müssen, dass die Tatsache, dass man der große Bruder von Liam und Noel ist, einen nicht automatisch zu einem guten DJ macht.

Beady Eye in München  – in Zukunft wohl ohne mich.

Am Freitag erscheint das erste Soloalbum von Noel Gallagher. Ich bin sehr gespannt darauf und hoffe, dass er das fortsetzen kann, was er bei Oasis begonnen hat. Denn machen wir uns nichts vor: Noel war schon immer der begabtere Musiker. Und die Ankündigung, dass er live auch alte Oasis Songs spielen würde, lassen die Vorfreude auf das erste Deutschlandkonzert noch mehr wachsen. Das wird übrigens in Köln sein. Und ich werde extra anreisen. Hoffen wir, dass sich dort die Geschichte nicht wiederholt…

4 Kommentare

  1. Ach ja, ganz so schlecht war es nicht, aber man hatte wirklich das Gefühl, Band und Publikum wären älter geworden. Ich habe auch kaum junge Leute unter 20 entdeckt.

    Bei der Aftershowparty hab ich wohl nichts verpasst


    • Es war ja auch nicht schlecht. Es war okay. Aber eben auch nicht mehr.
      Und das mit dem Alter ist mir auch aufgefallen.Ich kam mir mit meinen Mitte 20 echt total jung vor und das hatte ich auch schon ne ganze Weile nicht mehr.
      Die After Show Party war leider das eigentlich Enttäuschende an der Geschichte. Paul legte ausschließlich original 60ies Platten laufen und es wollte mal so gar keine Stimmung aufkommen. Das war in Köln echt viel cooler.
      Naja, wenigstens hab ich jetzt mal Paul Gallagher getroffen. Ist ja auch was…


  2. Leibe Alex,

    wie Liam verliert seinen Zauber auf Grund von Falten? Das ist aber hart. Aber okay… Ansonsten gibts aller Vorraussicht nach die Review zu Noel heute Abend auf CiH.

    Liebe Grüße nach Muc
    Andi


    • Nein, Andi, nicht wegen der Falten. Es war, weil ich einfach die Zeit hatte über sowas nachzudenken. Und das sollte in diesem Fall einfach nicht passieren. Also von wegen Zauber und so 😉
      Hast du das Album schon? Neid! Ich werd morgen ganz brav in den Plattenladen rennen und das ordentlich zelebrieren 😉



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