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Ein Album wie nach Hause kommen

30. Mai 2011

Endlich ist es da: das lang erwartete Album „Magdeburg“ von Michme. Das sollte nicht nur für Magdeburger ein freudiges Ereignis sein, sondern für alle Freunde  von guter deutscher Popmusik mit intelligenten und berührenden Texten. Die Songs sind von Geschichten inspiriert, die Stephan Michme während des letzten Jahres von Magdeburgern gesammelt hat. Es sind die großen Themen und Momente, die angesprochen werden: Freiheit, Abschied, Heimweh, Verliebtheit. Alles irgendwo mit einem Bezug zur Stadt, aber ohne flach zu werden. Es sind nicht Songs über Magdeburg, sondern Songs, die von Magdeburgern inspiriert wurden. Ich persönlich habe, wenn ich vom „Platz vor der Kirche“ höre, natürlich sofort den beeindruckenden Domplatz vor meinem inneren Auge. Das kann aber für jeden etwas anderes sein. Und mal ehrlich: auf den Schauplatz kommt es hier auch gar nicht an. Ich hab selten das Gefühl von Freiheit und den Träumen der Jugend so passend beschrieben gehört wie in „Das Gefühl bleibt“, und das obwohl ich nie Fussball spielen in Sudenburg war.

„Immer weiter gehen“ ist eine wunderbare Hymne über Rückschläge und den Umgang mit ihnen. Das ist ein Thema, dass viel mehr mit Magdeburg zu tun hat, als man auf den ersten Blick meinen würde. Die Stadt war in ihrer wechselvollen Geschichte mehr als einmal am Boden („magdeburgisieren“ war nach dem 30jährigen Krieg ein Synonym für völlige Zerstörung) und ist immer noch da. Zum letzten Mal hat die Stadt bei der Bombardierung im Januar 1945 gelitten, über die es ebenfalls ein Lied mit Originalen Zeitzeugenberichten auf der Platte gibt. Vielleicht kommt es ja daher, dass die Magdeburger, zumindest in meiner Wahrnehmung, so schnell nicht aufgeben, auch wenn die Situation ausweglos scheint. Oder wie mein guter Freund Marcus jetzt sagen würde: „Du bist hart, aber ich bin aus Sachsen-Anhalt“.

Musikalisch bleibt Michme auf dem Pfad, den er bereits auf seinem Solo-Debüt „Von Frauen und unterwegs“ eingeschlagen hat: Popsongs mit eingängigen Melodien. Mal ganz schlicht mit Klavierbegleitung, wie bei dem bewegenden „Loslassen“, mal mit großem Streicheensemble, eingängigen Gitarrenfiguren und allem, was Popmusik so zu bieten hat, wie in „Geschichten tauschen“, der Hymne an das Leben in der Stadt.

Ich bin sehr dankbar für dieses Album, denn jetzt habe ich ein Heilmittel für akutes Heimweh: Runter an den nächsten Fluss, vorstellen es wäre die Elbe, „Emozentrisch“ ganz laut aufdrehen, die  Augen schließen und wirken lassen.

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