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Interview mit Frank Turner – „Songs are lovely. You should just let them be themselves.“

7. Mai 2012

Im April hatte ich das große Glück einen meiner Lieblingsmusiker interviewen zu dürfen: Den britischen Singer/Songwriter und ehemaligen Hardcore Punk Musiker Frank Turner. Ich habe ihn vor seinem Konzert im Werk des Münchner Backstage getroffen und hier ist nun das (nur ganz leicht gekürzte) Interview.

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Es ist so schön, dass du da bist, Noel

15. Oktober 2011

Dieser Satz ging mir tatsächlich während des ersten Hörens von „Noel Gallagher’s High Flying Birds“ durch den Kopf. Auch dieses Mal habe ich den Release zelebriert, wie es sich gehört. Ich kann bei jedem einzelnen Oasis Album seit Be Here Now noch genau sagen wann und wo ich es gekauft habe. Das gilt nun auch für Noels erstes Soloalbum, aber interessanterweise nicht für den Erstling der Residualoasisband Beady Eye. Das hab ich wohl direkt wieder verdrängt. Wenn das mal kein Zeichen ist…

Aber kommen wir zurück zum cleveren der Gallagher Brüder: Da es bei mir und Noel Gallagher keine Objektivität geben kann, werde ich mich auch gar nicht erst um solche bemühen, sondern ihm direkt die Arbeit abnehmen und verkünden, dass es sich bei diesem gelungenen Werk um das beste Album seit „Be Here Now“ handelt. Und das hat gleich zwei Gründe: Zum einen liebe ich dieses von den Kritikern vollkommen zu Unrecht verrissene Album wirklich über alles und zum anderen macht Noel meiner Meinung nach da weiter, wo er nach „Be Here Now“ aufgehört hat.

Die Songs sind opulenter produziert als man es von den neueren Oasis Alben gewohnt ist und die 4 Minuten Marke wird in schöner Regelmäßigkeit gerissen. Trotz des langen Entstehungszeitraums ist es ein rundes Album geworden. Gleich der Opener verspricht Großes. „Everybody’s On The Run“ ist eine orchestrale Hymne wie zu den ganz großen Zeiten des Britpop. Ebenso ein Hit ist die dritte Single „If I Had A Gun“. Und bei „(I Wanna Live In A Dream In My) Record Machine“ musste ich unweigerlich an „Wonderwall“ denken. Diese Songs, die ja schon seit Jahren als Demo-Versionen in Fankreisen kursieren, lassen erahnen, wie die letzten Oasis Alben hätten werden können, wenn Noel sich selbst einfach mal hätte machen lassen.

Die Songs sind allesamt in ruhigem Tempo gehalten. Hier schlägt einem keine Rockstar Attitüde ins Gesicht, wie es auf dem Beady Eye Album der Fall ist. Die zweite Single „AKA… What A Life“ sticht da durch ein sehr treibendes Piano etwas heraus und bildet so den Gegenpart zu „The Death Of You And Me“, das insgesamt sehr schwer wirkt und bei dem man förmlich die drückende Hitze eines Sommertages spüren kann. Für mich ist es eine rundum gelungene Platte geworden, die einige neue Facetten enthält, ohne zu experimentell zu werden. Das kann man ja anscheinend vom für nächstes Jahr angekündigten Nachfolgealbum erwarten.

Die ketzerische Frage, die sich nun stellt, ist: Wie hätte ein neues Oasis Album wohl ausgesehen? Meine Antwort: Im optimalen Fall so wie das Solo-Album von Noel, wobei „(Stranded On) The Wrong Beach“  und „Soldier Boys And Jesus Freaks“ b-Seiten geworden wären und durch „Four Letter Word“ und „The Roller“ ersetzt würden. Und „Dream On“ hätte wohl besser Liam gesungen.

Was sich interessanterweise beide Gallagher Brüder nicht verkneifen konnten ist, den letzten Albensong mit Meeresrauschen einzuläuten bzw. zu unterlegen. Das hat ja auf ihrem Hitalbum „(What’s The Story) Morning Glory“ auch schonmal so gut funktioniert. Allerdings kommt weder Beady Eyes „Morning Son“, noch Noels seit fast 10 Jahren als Meisterwerk angekündigtes „Stop The Clocks“ an „Champagne Supernova“ heran. Nichtmal ansatzweise. Und das muss vielleicht auch so sein… „because we need each other“.

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Beady Eye und die Geschichte von der Zauberflöte

12. Oktober 2011

Beady Eye in München – klare Sache, dass ich da dabei bin. Das sind schließlich quasi Oasis ohne Noel. Und da ich ja extra zum ersten Deutschland Konzert nach Köln gefahren war, ist es natürlich vollkommen klar, dass ich dabei bin, wenn Liam fast vor meiner Haustür spielt.
Für mich ist es immer eine Riesensache Liam oder Noel live zu sehen. Am besten natürlich zusammen. Aber auch einzeln üben sie auf mich eine gewisse Faszination aus. Allerdings beginnt der Putz langsam zu bröckeln. Nach dem Konzert in Köln war noch alles in Ordnung. Ich hatte gut Spaß. Die Oasis Songs haben gefehlt, aber das wurde durch die Euphorie der nahezu vollständig angereisten Liam-Fan-Fraktion ausgeglichen (Die äteren erinnern sich vielleicht an meinen Gastbeitrag dazu, der sich hier finden lässt). Dann war da noch die live Übertragung ihres Headliner Konzertes auf dem Melt!-Festival. Das weckte Erinnerungen an 2009, als an gleicher Stelle das Oasis Konzert übertragen wurde. Ein großer Spaß mit vielen Leuten parallel im live Chat und dem Gefühl selbst bei einem großartigen Auftritt dabei gewesen zu sein. Das war 2009 und Oasis. 2011 sieht die Sache mit Beady Eye leider etwas anders aus. Das Publikum gelangweilt, genauso wie ich vor meinem Rechner. Und im Chat fallen Sätze wie „Der Song kommt irgendwie nicht aus dem Arsch.“ „Hier fehlt der Drive.“ und „Meine Güte, ist das Publikum lahm.“ Das tat mir in der Seele weh, aber man war ja auch nicht dabei. Live ist das natürlich was anderes…

Und nun war ich am Montag bei meinem ersten wirklich normalen Beady Eye Konzert. Ich hab mich wirklich drauf gefreut und mich auf die oasisübliche Keilerei in den vorderen Reihen eingestellt. Das war allerdings vollkommen umsonst. Bis auf ein paar wenige Leute vorne in der Mitte, ging das Publikum in der lange nicht ausverkauften Tonhalle so gut wie gar nicht mit. Das ist vor allem bei Songs wie „Four Letter Word“ wirklich sehr schade. Wenn nichtmal dieser wirklich gelungene Song funktioniert, lässt das ganz Schlimmes erahnen. Die Band hielt sich dennoch wacker und die stimmliche Leistung von Liam war durchaus akzeptabel (was nicht selbstverständlich ist).

Dann allerdings passierte es: Während der B-Seite „Two Of A Kind“ schaute ich mir Liam genauer an und hatte folgenden Gedanken: „Mensch, Liam ist echt ganz schön alt geworden.“ Das ist etwas, das aus 3 Gründen bei einem Oasis Konzert nie passiert wäre.
1. Ich wäre zu beschäftigt gewesen mitzugröhlen um mir über so einen Quatsch Gedanken zu machen.
2. Ich wäre nicht nah genug ran gekommen um das beurteilen zu können.
3. Wenn ich nah genug rangekommen wäre, hätte dieser Zustand ca. 3 Sekunden angedauert bevor mir ein verrückter Engländer mit Noel-Gallagher-Gedächtnisfrisur eine mit seinem Ellenbogen übergebraten hätte.

Und so kann ich den Zeitpunkt recht genau beziffern: am 10.10.2011 um ca. 22:55 Uhr ging für mich der Zauber von Liam Gallagher flöten.

Ich konnte mich noch ein paar Minuten retten, da direkt darauf meine beiden Highlights des Albums folgten. Das verspielte „For Anyone“ und die beatleeske Hymne „The Roller„. Danach begann aber auch ich mich zu langweilen. Das Ende des Konzertes schaute ich mir nur noch von hinten an und kam nicht umhin mir zu überlegen, was Beady Eye nun eigentlich von ihrer Vorband The Moons unterschied. Das war nicht viel, außer, dass sich The Moons offensichtlich noch nicht entschieden hatten, ob sie lieber den 60ern oder den 70ern entsprungen sein wollten, wobei bei Beady Eye die Einflüsse ganz klar bei Beatles & Stones liegen.

Insgesamt war es nett. Und mal ehrlich: Wenn Liam Gallagher auf der Bühne steht, ist „nett“ ungefähr das letzte Wort, dass man hören möchte.
Ich will mir die Erinnerungen an Oasis nicht kaputt machen. Deswegen: Liam live erst wieder, wenn es eine Oasis Reunion gibt. In Zukunft spar ich mir bei Beady Eye das ganze Vorgeplänkel und geh direkt zur After Show Party. Obwohl das auch nicht immer eine gute Idee ist, denn ich habe am Montag schmerzlich lernen müssen, dass die Tatsache, dass man der große Bruder von Liam und Noel ist, einen nicht automatisch zu einem guten DJ macht.

Beady Eye in München  – in Zukunft wohl ohne mich.

Am Freitag erscheint das erste Soloalbum von Noel Gallagher. Ich bin sehr gespannt darauf und hoffe, dass er das fortsetzen kann, was er bei Oasis begonnen hat. Denn machen wir uns nichts vor: Noel war schon immer der begabtere Musiker. Und die Ankündigung, dass er live auch alte Oasis Songs spielen würde, lassen die Vorfreude auf das erste Deutschlandkonzert noch mehr wachsen. Das wird übrigens in Köln sein. Und ich werde extra anreisen. Hoffen wir, dass sich dort die Geschichte nicht wiederholt…

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Ein Album wie nach Hause kommen

30. Mai 2011

Endlich ist es da: das lang erwartete Album „Magdeburg“ von Michme. Das sollte nicht nur für Magdeburger ein freudiges Ereignis sein, sondern für alle Freunde  von guter deutscher Popmusik mit intelligenten und berührenden Texten. Die Songs sind von Geschichten inspiriert, die Stephan Michme während des letzten Jahres von Magdeburgern gesammelt hat. Es sind die großen Themen und Momente, die angesprochen werden: Freiheit, Abschied, Heimweh, Verliebtheit. Alles irgendwo mit einem Bezug zur Stadt, aber ohne flach zu werden. Es sind nicht Songs über Magdeburg, sondern Songs, die von Magdeburgern inspiriert wurden. Ich persönlich habe, wenn ich vom „Platz vor der Kirche“ höre, natürlich sofort den beeindruckenden Domplatz vor meinem inneren Auge. Das kann aber für jeden etwas anderes sein. Und mal ehrlich: auf den Schauplatz kommt es hier auch gar nicht an. Ich hab selten das Gefühl von Freiheit und den Träumen der Jugend so passend beschrieben gehört wie in „Das Gefühl bleibt“, und das obwohl ich nie Fussball spielen in Sudenburg war.

„Immer weiter gehen“ ist eine wunderbare Hymne über Rückschläge und den Umgang mit ihnen. Das ist ein Thema, dass viel mehr mit Magdeburg zu tun hat, als man auf den ersten Blick meinen würde. Die Stadt war in ihrer wechselvollen Geschichte mehr als einmal am Boden („magdeburgisieren“ war nach dem 30jährigen Krieg ein Synonym für völlige Zerstörung) und ist immer noch da. Zum letzten Mal hat die Stadt bei der Bombardierung im Januar 1945 gelitten, über die es ebenfalls ein Lied mit Originalen Zeitzeugenberichten auf der Platte gibt. Vielleicht kommt es ja daher, dass die Magdeburger, zumindest in meiner Wahrnehmung, so schnell nicht aufgeben, auch wenn die Situation ausweglos scheint. Oder wie mein guter Freund Marcus jetzt sagen würde: „Du bist hart, aber ich bin aus Sachsen-Anhalt“.

Musikalisch bleibt Michme auf dem Pfad, den er bereits auf seinem Solo-Debüt „Von Frauen und unterwegs“ eingeschlagen hat: Popsongs mit eingängigen Melodien. Mal ganz schlicht mit Klavierbegleitung, wie bei dem bewegenden „Loslassen“, mal mit großem Streicheensemble, eingängigen Gitarrenfiguren und allem, was Popmusik so zu bieten hat, wie in „Geschichten tauschen“, der Hymne an das Leben in der Stadt.

Ich bin sehr dankbar für dieses Album, denn jetzt habe ich ein Heilmittel für akutes Heimweh: Runter an den nächsten Fluss, vorstellen es wäre die Elbe, „Emozentrisch“ ganz laut aufdrehen, die  Augen schließen und wirken lassen.

Anhören. Gutfinden. Weitersagen.

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Hier regiert der SK Sturm

27. Mai 2011

Hier regiert der SK Sturm

Der SK Puntigamer Sturm Graz (was für ein Name) hat es geschafft: Zum ersten Mal seit 1999 ist der steirische Club wieder Meister der österreichischen Bundesliga. Das letzte Saisonspiel war ein wahres Herzschlagfinale mit sehr spannendem Fernduell mit Konkurrent Austria Wien. Auf jeden Fall deutlich interessanter als die deutsche Bundesliga in dieser Saison…

Da habe ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, mich heute auf dem Hauptplatz vor dem Rathaus zu begeben um mit den Einheimischen die Meisterschaft zu feiern. Da war ne Menge los für so einen kleinen Hauptplatz und ich hab mir echt ne Menge erwartet. Da wurden Erinnerungen wach an den  Alten Markt und den Champions League Sieg des SC Magdeburg 2002. Diese Erwartungen konnten natürlich nicht erfüllt werden. Wie auch? Das ist nicht mein Verein. Das ist nicht meine Stadt. Und genau genommen ist es nichtmal meine Sportart (nicht falsch verstehen: ich mag Fussball, aber im Zweifel würde ich mich immer für Handball entscheiden).

Wenn ich wenigstens irgendeine emotionale Verbindung zum Verein hätte… Aber die einzigen drei Spieler, die ich wiedererkennen würde , sind 1. der, der aussieht als wäre er 14 Jahre alt, 2. der, der immer so guckt als wüsste er nicht, wie er da jetzt plötzlich auf dem Spielfeld gelandet ist und 3. der Hübsche. Von Namen fang ich gar nicht erst an. Schon komisch. Ich wohn jetzt schon seit über einem Jahr hier und trotzdem fallen mir spontan gleich 3 englische Vereine ein, mit denen ich mich bei einer Meisterschaft mehr freuen würde. Graz und ich. Ein schwieriges Kapitel.

Hier meine Top 5 der wichtigsten Erkenntnisse von der Meisterfeier:

5. Wenn man aus „We Are The Champions“ einfach „Mia san die Champ-i-ons“ macht, zählt das als neu geschriebenes Lied.

4. Die „Hymne des steirischen Biers“ (so der Moderator) ist eine ziemlich perfides Volksmusik-Party-Cover. Aus „Tür an Tür mit Alice“ wurde hier schlicht „Bier um Bier bis hell is“

3. Die Österreicher haben ein ähnlich gutes Rhythmusgefühl wie die Deutschen. Merkt man daran, wenn sie von perfiden Volksmusikern dazu aufgefordert werden ohne Musik im Takt zu klatschen. Gemein.

2. „Hier regiert der SK Sturm“ ist anscheinend eine Hymne. Auch wenn die nur aus dieser einen Zeile besteht und keine Melodie hat.

1. Der Sänger von Opus kann auch noch im hohen Alter für große Momente der Zeitgeschichte sorgen. Er stimmte einfach „We Are The Champions“ ca. ne halbe Oktave zu hoch an. Die hohen Töne von den Fans waren ein wahrer Ohrenschmaus.

Außerdem hab ich gelernt, dass Live-Musik nicht immer sinnvoll ist. Vor allem, wenn sie nicht live ist. Und besonders, wenn jemand nicht live „Life Is Live“ singt. Schade eigentlich.

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Dieses Ende wird ein Ende sein.

20. Mai 2011

Anlässlich der Verkündung, dass Virginia Jetzt! doch keine DVD von ihrem letzten live Auftritt zu veröffentlichen, dachte ich, es wäre an der Zeit meine letzten Erinnerungen mit der Außenwelt zu teilen. Das Ganze war gedacht als Gastbeitrag für www.crazewire.de, wurde aber nie vollendet.

Wie sieht sie aus, die perfekte Trennung? Virginia Jetzt! haben es vorgemacht. Und ich war live dabei – vom Anfang bis zum Ende.

In solch schmerzlichen Momenten, wie der Trennung der Lieblingsband, kommt man ja nicht umhin zurück zu blicken. Und ich muss das wissen, schließlich sind mir über die Jahre schon so einige Lieblingsbands abhanden gekommen. Aber nie hat sich ein Abschied so rund, so authentisch  angefühlt wie bei Virginia Jetzt!. Vielleicht liegt das daran, dass die vier aus Elsterwerda auch immer selber Fans waren. Die Liebe zur Musik und zur Indie-Szene war stets der Antrieb. Es gab eine Zeit, in der man in der man in keinen Indie-Club im deutschen Sprachraum gehen konnte, ohne  Nino oder Matze über den Weg zu laufen.  Wahrscheinlich wissen sie deshalb wie man eine solche Trennung möglichst ohne zu große Schmerzen über die Bühne bringen kann.

Da auch ich seit vielen Jahren ein großer Fan dieser Band war und bin, habe ich mich in diesem Herbst auf eine kleine  Tour durch die Indie-Clubs des deutschen Sprachraums gemacht, um mich gebührend von Virginia Jetzt! zu verabschieden.

Los ging es zum Tourstart in Wien. Der Laden nicht übermäßig voll, die Stimmung gut, die Band gut aufgelegt. Sie begannen nach dem traditionellen Eleanor Rigby Intro direkt mit einem absoluten Lieblingslied, das normalerweise auf den Touren ausgespart wurde: einer ruhigeren Variante von „Sie verlassen sich auf uns“, dem ersten Song des ersten Albums . Und bereits dort stand das Motto fest, dass die gesamte Tour wie ein roter Faden durchzog: „Schweren Herzens und leichten Schritts“.  Es ging der Band nicht darum auf die Tränendrüse zu drücken, sondern darum, die 11jährige Bandgeschichte noch einmal aufleben zu lassen und zu feiern. Der Zeitpunkt war irgendwie logisch gewählt. Nach schnellem Erfolg mit der ersten EP und dem ersten Album und der Wahrnehmung in den breiteren Medien, die mit dem Nachfolgewerk „Anfänger“ begann, folgte mit dem dritten Album „Land Unter“ ein echter Rückschlag. Zwischendurch waren sie vollkommen unberechtigter Weise in eine Deutschtümelei-Debatte geraten und hatten in einem offenen Brief von ihrem Vorbild Jochen Distelmeyer mächtig eine aus Dach bekommen. Mit dem Song „Dieses Ende wird ein Anfang sein“ und dem dazugehörigen letzten Album „Blühende Landschaften“ sollte die Wendung einkehren und die Band zurück auf die Straße des Erfolgs gelangen. Doch dieser blieb trotz der wahnsinnig schönen Popsongs leider aus. Und so kann man es ihnen nicht verübeln, dass sie sich nun verabschieden wollen, „solange es noch schön ist“, wie sie selbst auf ihrer Homepage sagten.

Doch zurück nach Wien. Als zweites folgte direkt ihr großer Hit der Anfangszeit „Von guten Eltern“ und man war sofort in das Jahr 2003 zurückversetzt, als das alles noch frisch und neu war. Und auch wenn es am Anfang noch schwer fiel angesichts des Konzertanlasses wirklich ausgelassen zu tanzen und zu feiern, steckte die Band doch im Laufe des Abends immer mehr mit ihrer guten Laune an. Die Band ging chronologisch durch die Songs ihrer Bandgeschichte und ließen wirklich kein Lieblingslied aus. Um mich herum blickte ich in strahlende Gesichter.  Nach der letzten Zugabe kam die Band noch einmal auf die Bühne, weil die Fans sich einfach nicht beruhigen ließen. Sie sagten, dass sie keine weitere Zugaben spielen wollten, sondern den Abend so im Gedächtnis behalten wollten, wie er endete. Verständlich. Ich war trotzdem sehr froh, an diesem Abend dabei gewesen zu sein, denn in München und Berlin lief das Ganze etwas anders ab. Nach dem letzten Song ertönte aus den Lautsprechern der Gassenhauer „Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei“, und zwar so laut und so lange, dass dem Publikum jegliche Möglichkeit genommen wurde nochmal lautstark auf sich aufmerksam zu machen. Schade, aber irgendwie auch verständlich, denn auch das sorgte dafür, dass die Traurigkeit nie die Chance hatte zu überwiegen.

In Berlin kam dann nochmal alles zusammen. Hier war nicht nur mehr Musikerpolizei anwesend als in München, sie bekam auch noch eine wirklich beeindruckende Loge im wunderschönen Admiralspalast, um auf das Volk blicken zu können. Gestört hat das aber gar nicht. Der Abend fühlte sich mehr an wie ein Klassentreffen. Auch ich hatte meine besten Freundinnen aus Schultagen überzeugen können, sich vor Ort von dieser Band zu verabschieden, die eine große Rolle in unserem musikalischen Leben gespielt hatte.

Ihren Humor hat die Band trotz der Trennung, die ihnen sicherlich nicht leicht gefallen ist, nicht verloren. Und so endete die Karriere mit ihrem „größten Hit“, wie sie ihn ankündigten. Es handelte sich dabei um „Du trägst keine Liebe in dir“. Echt Jetzt!

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Seifenblasen

23. April 2011

Es ist Karfreitag in einem Club in Berlin. Die Band spielt. Stephan Michme singt ein Lied aus seinem neuen Album „Magdeburg“. Ich stehe auf der Bühne und puste Seifenblasen aus einem rosa Hello Kitty Behälter in Richtung Publikum. Michme wird später feststellen, dass diese Aktion die Band zur wahrscheinlich uncoolsten von ganz Berlin gemacht hat. Ihm ist das egal. Und mir auch. Denn plötzlich erinnere ich mich an eine Überzeugung, die ich schon vor Jahren hatte, die mir in der Zeit in München und Österreich aber irgendwie abhandengekommen zu sein scheint: Es ist vollkommen wurscht, was andere denken könnten. Es geht um den Moment und darum aus dem Moment etwas ganz Großes zu machen. Es gibt niemanden, der einem das besser begreiflich machen kann, als Stephan Michme. Ich habe beim Meister gelernt.

Foto: Grit Siwonia

In den letzten Wochen war ich sehr viel unterwegs und anscheinend habe ich irgendwo zwischen Landau, Gießen und Heilbronn mich selbst gefunden. Und das ist allein schon deshalb bemerkenswert, weil ich mich in dieser Ecke Deutschlands nun wirklich nicht vermutet hätte. Ich bin ein Magdeburger Kind. Immer gewesen. Und auf meiner Tour durch Deutschland kehrte das Bewusstsein zurück, wie sehr mich das eigentlich geprägt hat. Und mit diesem Bewusstsein kehrten auch andere Dinge zurück: Der Spaß am Schreiben, an kontroversen Diskussionen und die schier unbändige Leidenschaft für Musik. Die Musikerpolizei in München hätte mir das beinahe ausgetrieben. Da sieht man mal, was Heimat so alles bewirken kann. Und trotzdem werde ich gern nach München zurückkehren, denn meine Freunde dort kann mir nichts und niemand ersetzen.

Konzert vorbei, Zug verpasst. Nicht so schlimm, denn das erlaubt mir noch eine Stunde in Ruhe in der Stadt, die nie mein Zuhause war, sich aber schon immer wie Heimat angefühlt hat. Ich stehe am Alexanderplatz. Die Uhr am roten Rathaus schlägt 12. Ich puste Seifenblasen in Richtung Fernsehturm. In meinem Ohr singt Liam Gallagher in seinem gewohnt nöligen Ton „Maybe I will never be all the things that I wanna be.“ Vielleicht nicht. Aber heute weiß ich zumindest wer ich bin. Ich bin die, die sich für die ganz große pathetische Geste noch nie zu schade war.

Ich fahre in den Urlaub nach Schweden. Wer kommt mit? Australien ginge auch. Oder irgendein anderes Land.
Menschen sollten öfter Seifenblasen dabei haben.

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Wer braucht schon die Gallaghers?

18. März 2011

„Für ein richtig gutes Oasis Konzert brauche ich die Gallaghers gar nicht. Sperrt mich in einen Raum mit 500 Oasis Fans und einer Stereo- Anlage und ich werde den Spaß meines Lebens haben.“

Ich hätte mir wirklich nicht träumen lassen, dass ich diesem Ausspruch, den ich 2009 kurz vor der Oasis Trennung getätigt habe, mal so nah kommen würde. Aber am vergangenen Montag war es endlich soweit.

Beady Eye, also das, was ohne Noel von Oasis übriggeblieben ist, spielten ihr erstes Konzert in Deutschland. Und so versammelte sich ein großer Teil der Oasis Gemeinde, um König Liam zu huldigen. (Meine Review dazu ist nachzulesen auf dem Blog Cigarettes In Hell) Für mich, als bekennenden Anhänger der Noel-Fraktion, war dieser Auftritt aber zugegebenermaßen eher der Support-Act für das eigentliche Highlight: Die Aftershowparty im Rose Club. Angekündigt als „Beady Eye/Oasis Party“ war mir sofort klar, dass es sich dabei nur um eine, dem eigentlichen Ereignis nicht gerecht werdende, Umschreibung für „die Party des Jahres“ handelte. Nachdem ich mir das unvermeidliche T-Shirt gesichert hatte, machte ich mich auf den Weg zur Party. Glücklicherweise war ich so clever mir ein Erkennungszeichen zuzulegen: Einen Pretty Green Jute-Beutel, den ich letztes Jahr im Flagship Store in London erbeutet hatte. So wurde ich unterwegs von einer Gruppe eigens angereister Schweden, von denen 50% aussahen wie Liam Gallagher, aufgegabelt, die diese Tasche unschlagbar cool fanden 😉

Was mich und meine neuen schwedischen Freunde dann im Rose Club erwarten sollte, war nicht weniger als das beste Oasis Konzert aller Zeiten. Und das ganz ohne die Typen von Oasis… Ab ca. 1 Uhr begann der DJ nahezu ausschließlich Oasis Songs zu spielen, zwischendrin unterbrochen durch Kasbian und Konsorten. Wann hat man das schon mal? Man kann zwischendurch aufs Klo gehen, fremden Leuten in die Arme fallen, die fast alle einen weiten Weg auf sich genommen haben um eine kleine Erinnerung an alte Oasis-Zeiten zu erleben, und vor allem: Es kommen endlich auch mal die auf Konzerten sonst so stiefmütterlich behandelten „Be Here Now“ Songs. Endlich mal ungehemmt laut „D’You Know What I Mean“ mitbrüllen, die wunderbare B-Seite „Stay Young“ inbrünstig interpretieren und nichtmal das vollkommen unterschätzte „I Hope, I Think, I Know“ aussparen.

Nach der Beady Eye Hymne „The Roller“ verließ ich erschöpft, aber glücklich die Party um nach drei Stunden Schlaf meinen Flieger nicht zu verpassen. Besser konnte es nicht mehr werden. Es waren zwar nicht ganz 500 Leute, aber dafür war die Anlage auch besser, als die beschriebene Stereo-Anlage 😉

„I’ll take you somewhere you never knew you’d be
I’ll give you something you never knew you’d feel
The only thing is, everything is real tonight, tonight, tonight“
– Beady Eye, The Roller

Unterhaltung des Abends (zwischen mir und einem der Schweden):
„Where is your beer?“
„I’ve just finished it“
„That’s not an excuse. You’ve got a Pretty Green bag: Where is your beer?“

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Was ist schlimmer als knutschende Pärchen?

13. April 2010

Ganz einfach: Knutschende Pärchen, die vor einem sitzen und die Sicht versperren, während man alleine in einer neuen Stadt ist und sich Liebesgedichte von Erich Fried anhört.

Wobei… Naja, ganz so ist es doch nicht. Noch schlimmer sind nämlich knutschende Pärchen, die vor einem sitzen und die Sicht versperren, während man alleine in einer neuen Stadt ist und auf der Bühne jemand Free-Jazz auf seinem Didgeridoo-Saxophon vorspielt. Nennt mich altmodisch, aber eine Melodie finde ich bei Musik schon irgendwie ganz vorteilhaft… Es wurde ja besser. Am Ende waren sogar ein paar richtig coole Sachen dabei. Aber dieses Didgeridoo-Saxophon hat mir erstmal einen gewaltigen Schreck eingejagt und eine Fluchtmotivation ausgelöst.

Die Erich Fried Gedichte waren jedenfalls wie erwartet fabelhaft. Der Mann wusste einfach was er schreibt. Und vorgetragen auch ganz hervorragend, auch wenn es mir fast ein bisschen zu Hochdeutsch war. Fried war schließlich Wiener und mal ehrlich: „Als ich mich nach dir verzehrte“ auf Wienerisch wäre schon ein echtes Highlight gewesen 😉

Aber um auf die Ausgangsfrage zurück zu kommen, halte ich es wie mein guter Freund P.:  „Wenn ich kotzende Pärchen sehe, könnte ich knutschen.“

Als ich mich nach dir verzehrte

Ich liege
auf dem Rücken
und mir zugleich
am Herzen
im Magen
und mit mir selbst in den Haaren

Ich muss mich also
zuerst
gefressen haben
mit Herz und Haaren
um jetzt
im Magen liegen zu können

Tatsächlich fand ich
unter meinen Nachrufen einen
in dem es heißt:
„Er verzehrte sich
angesichts
unserer Welt“

Daraus erhellt
dass unsere Welt
dabei war
und als Augenzeugin
die Verzehrung
bestätigen kann

Nun wüsste ich gerne
wessen Inhalt
mein Magen j e t z t ist
wenn i c h
dessen Inhalt er war
jetzt s e i n Inhalt bin

Wenn ich mich
n a c h dir
verzehre
heißt das
ich habe zuerst
als Hauptgericht
d i c h verzehrt
und m i c h dann
als Nachtisch
oder warst d u
die Suppe
und i c h
bin das Fleisch

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Meine besuchten Konzerte

10. Januar 2010

Anlässlich des neuen Jahres habe ich mal wieder die Liste der Bands, die ich schonmal live gesehen habe, auf den neusten Stand gebracht. Da kommt schon einiges zusammen… Deswegen dachte ich mir, ich könnte das mal mit der Welt teilen.
Festivals habe ich übrigens mitgerechnet, aber da nur die Bands, die ich auch wirklich selbst gesehen habe. Bold Schrift bedeutet, dass es sich dabei um eine meiner Lieblings-Livebands handelt.

Viel Spaß beim Stöbern!

adam green 2x
alt-j 1x
anger 77 2x
anna zoitke 8x
anajo 7x
archive 2x
arctic monkeys 1x
ari hest 1x
art brut 2x
ash 1x
atlantic/pacific 1x
bad religion 1x
beady eye 2x
beat!beat!beat! 1x
beatsteaks 2x
begbie 1x
bell x1 3x
bergfolk 8x
bernd begemann 3x
biffy clyro 4x
billy talent 2x
the birthday massacre 1x
blacklight circus 2x
black milk 1x
blek le rok 1x
blumfeld 5x
bosse 1x
boy 2x
caesars 1x
campus 1x
cargo city 2x
casper 1x
caught in the act 3x (bei meinem vater auf der schulter…)
clap your hands, say yeah! 1x
clickclickdecker 2x
clueso 1x
coheed and cambria 2x
crash tokio 10x
crashed 2x
the cribs 3x
chris cornell 1x
the cure 2x
the dalles 6x
death cab for cutie 1x
the decemberists 1x
deep purple 1x
deichkind 2x
devilish 2x
die ärzte 2x
the distillers 1x
dj bobo 3x (ich war jung…)
dorfdisko 1x
the dresden dolls 1x
duke special 1x
elbow 2x
element of crime 2x
elias 1x
emily barker & the red clay halo 1x
fertig, los! 2x
fettes brot 1x
the films 1x
five! fast!! hits!!! 2x
florence and the machine 1x
folks 1x
foo fighters 3x
fotos 3x
frank turner 2x
frightened rabbit 1x
friska viljor 1x
frittenbude 1x
gary 1x
get well soon 2x
gisbert zu knyphausen 1x
glasvegas 1x
gossip 1x
graf zahl 1x
green street green 1x
hard-fi 1x
the head and the heart 1x
herbert grönemeyer 1x
herrenmagazin 1x
the hidden cameras 1x
the hives 3x
howling bells 1x
hund am strand 1x
imaginary cities 2x
incubus 1x
interstate 5 1x
jack beauregard 1x
jimmy eat world 2x
jochen distelmeyer 3x
johnny rockskin 1x
johnossi 1x
juliane werding 1x
justin nozuka 1x
kaiser chiefs 2x
kakkmaddafakka 1x
kante 2x
karpatenhund 1x
kettcar 16x
kevin basler 2x
the killians 1x
kitty, daisy & lewis 1x
klee 4x
the kooks 1x
la roux 1x
land of talk 1x
le charmant rouge 1x
lee buddah 2x
the lemonheads 1x
luke 1x
m83 1x
madsen 2x
manic street preachers 2x
mando diao 5x
marilyn manson 1x
marr 2x
maximo park 4 1/2x
max herre 1x
mescalin 4x
mexican elvis 1x
mia. 2x
michme 7x
milow 1x
monta 4x
the moons 1x
mr rock´n´roll (monte schizo) 2x
muse 5x
mumford & sons 2x
my baby wants to eat your pussy 1x
nada surf 5x
naked lunch 1x
new order 1x
nevertheless 1x
niels frevert 1x
noel gallagher 3x
noch ist zeit 3x
the noisettes 1x
the notwist 2x
nova international 1x
OASIS 1x
oh, napoleon 1x
oh no! ono 1x
official secrets act 1x
okkervil river 1x
olli schulz 12x
pale 3x
panic! at the disco 1x
peggy zoo 4x
peterlicht 1x
pet shop boys 1x
petsch moser 1x
phonoboy 4x
pixies 1x
placebo 4x
porcelain raft 1x
queens of the stone age 1x
radiohead 1x
rainer von vielen 1x
readymade 4x
die regierung 1x
richtig! 4x
the robocop kraus 3x
roman fischer 4x
samba 1x
sarah bettens 1x
scut 2x
scycs 2x
seeed 1x
sexshop 4x
shearwater 1x
sigur rós 2x
slut 8x
snow patrol 3x
social distortion 1x
solarscape 1x
sometree 3x
sophia 1x
the sounds 2x
sugarplum fairy 1x
sportfreunde stiller 4x
die sterne 3x
steve cradock 1x
stray colors 2x
the strokes 1x
subterfuge 1x
the subways 1x
sweet sweet moon 1x
sweethead 1x
the swindle 1x
take that 1x
the tamed 2x
thees uhlmann 4x
timid tiger 3x
tobacco 3x
tocotronic 2x
tomte 8x
torpus & the art directors 2x
die toten hosen 1x
uh oh 1/2x
the view 1x
virginia jetzt! 13x
the weakerthans 2x
weezer 1x
we invented paris 1x
white lies 1x
the whitest boy alive 1x
wilhelm tell me 1x
wir sind helden 3x
wolfsheim 1x
the wombats 1x
the xx 1x
yeah yeah yeahs 1x
young chinese dogs 1x
young rebel set 1x
zee whiz & mc da game 2x
zeraphine 1x

Stand: 20.07.2012